|                
     | 
    
         22. Kongress der DGII  2008
        Abstracts DGII 2008 
      R19
        Der humane Kapselsack als Zeitraffer-Modell
          für experimentelle  
        Nachstar-Untersuchungen
        an Intraokularlinsen 
         
        Liekfeld A 
           
          Berlin 
           
          Hintergrund: Für die Nachstar-Bewertung nach Implantation verschiedener 
          Intraokularlinsen (IOL) werden in der Regel Tierversuche 
          oder klinische Auswertungen herangezogen. Beide Methoden haben 
          ihre Nachteile: eine nicht unbedingt mögliche Übertragbarkeit auf 
          die Situation am Menschen oder eine relativ lange notwendige 
          Nachbeobachtungszeit. Daher haben wir ein In-vitro-Modell am humanen 
          Kapselsack hinsichtlich seiner Anwendungsmöglichkeit und 
          Übertragbarkeit auf die In-vivo-Situation überprüft. Methode: An 
          insgesamt 54 Spenderbulbi wurde nach Hornhautentnahme eine 
          Katarakt-Operation inklusive IOL-Implantation durchgeführt. Der 
          Kapselsack inklusive IOL wurde freipräpariert und auf einer mit Medium 
          gefüllten Kulturschale mit Metallnädelchen ausgespannt. Dabei 
          wurden in beide Bulbi eines Spenders unterschiedliche IOLs implantiert, 
          die verglichen wurden. Die Dauer bis zur Bildung eines 
          kompletten Zellrasens von Linsenepithelzellen auf der Hinterkapsel 
          wurde dokumentiert. Die folgenden IOLs wurden verglichen: refraktive 
          und diffraktive PMMA-Multifokal-IOLs, hydrophobe und hydrophile 
          einstückige Acryl-IOLs, Silikon-IOLs mit unterschiedlicher 
          Randgestaltung, dreistückige Acryl-IOLs mit unterschiedlichen Optik- 
          Durchmessern, PMMA- und Acryl-IOLs. Ergebnisse: Ein kompletter 
          Zellrasen von Linsenepithelzellen auf der Hinterkapsel zeigte 
          sich frühestens nach 7 Tagen (ultradünne Silikonlinse mit Fresnell- 
          Randstruktur), spätestens nach 27 Tagen (dreistäckige hydrophobe 
          Acryllinse). Ein signifikanter Unterschied zeigte sich zwischen der 
          PMMA-IOL (einstückig, 6,5mm Optik-Durchmesser) und der hydrophoben 
          Acryl-IOL (dreistückig, 6,0mm Optik-Durchmesser), alle anderen 
          IOLs unterschieden sich nur gering oder gar nicht hinsichtlich 
          des Linsenepithelzell-Wachstums. Schlussfolgerung: Das vorgestellte 
          humane Kapselsack-Modell ermöglicht bereits in kurzer 
          Zeit eine tendenzielle Beurteilung des Nachstarverhaltens bei verschiedenen 
          IOLs. Die Korrelation zu klinischen Ergebnissen ist gut. 
        Damit beinhaltet es eine Nachstarbewertung im Zeitraffertempo. 
    Erschienen in: Klin Monatsbl Augenheilkd 2008; 225: Suppl 1, S1–S24       |