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         22. Kongress der DGII  2008
        Abstracts DGII 2008 
      V111
      Beeinflussen Blaufilter IOL-psychophysische
        Parameter? 
         
        Augustin AJ 
         
        Karlsruhe 
         
        Lichtwahrnehmung erfolgt über zwei Systeme (visuell/non-visuell) 
        durch verschiedene Photopigmente mit definierten Anregungsmaxima. 
        Aufgrund sich wechselseitig beeinflussender Verschaltungen, 
        Adaptationsprozesse sowie Projektionen auf unterschiedliche Hirnareale 
        liegt eine hohe Komplexität vor. Angesichts dieser hochkomplexen, 
        neuronalen Verarbeitung eingehender Lichtsignale sollte zur 
        Bewertung von möglichen Auswirkungen von Blaufilterlinsen auf 
        verschiedene sinnesphysiologische Parameter zunächst deren Einfluss 
        auf die jeweiligen Eingangssignale überprüft. Bezüglich des 
        zirkadianen Rhythmus ist festzuhalten, dass am Maximum des Geschehens 
        zur Messung der Lichtintensität, bei 480 nm, Blaufilterlinsen 
        in etwa den Transmissionseigenschaften der natürlichen Linse 
        von Kindern entsprechen. Des Weiteren ergibt die kritische Evaluation 
        der Physiologie des circadianen Rhythmus beim Menschen zahlreiche 
        sich gegenseitige beeinflussende und kontrollierende Messfühler  
        und Stellglieder. Außerdem ist Licht nur an der Feineinstellung 
        des Rhythmus beteiligt. Eine Beeinträchtigung des circadianen 
        Rhythmus durch Blaufilterlinsen ist daher nicht zu erwarten. Klinische 
        Vergleichsstudien zur Lebensqualität und mentalen Gesundheit 
        bestätigen diese Einschätzung. Auch hinsichtlich des skotopischen 
        Sehens sind nach Implantation von Blaufilterlinsen unter natürlichen  
        Lichtbedingungen keine klinisch relevanten Beeinträchtigungen
         
        zu befürchten. Denn am Maximum des Geschehens zur skotopischen 
        Lichtrezeption, 507 nm, lässt eine Blaufilterlinse mit 85% 
        sogar etwas mehr Licht durch als die natürliche Linse eines Kindes. 
        Auch hier bestätigen klinische Studien dieses Ergebnis. Eine Implantation 
        von UV-Blocker- oder Kantenfilterlinsen wirkt sich auf keinen 
        der hier beschriebenen physiologischen Parameter positiv – im Sinne 
        einer Verbesserung z. B. des skotopischen Sehens oder einer „stabileren“ 
        circadianen Rhythmik – aus. Klinische Vergleichsstudien 
        zwischen UV-Blocker- und Blaufilterlinsen bestätigen diese Einschätzung.  
        Nach derzeitigem Kenntnisstand ist eine klinisch signifikante 
        Beeinträchtigung verschiedener physiologischer Parameter 
        wie skotopisches Sehen, Farben- oder Kontrastsehen bzw. eine  
        Beeinträchtigung des circadianen Rhythmus durch Blaufilterlinsen 
        nicht wahrscheinlich. Hingegen wurde die protektive Wirkung von 
        Blaufilterlinsen vor energiereichem blauem Licht zumindest in labor- 
        und tierexperimentellen Untersuchungen bereits nachgewiesen. 
        Diese Daten müssen selbstverständlich in einer prospektiven 
        Studie untermauert werden. Hier sollten dann auch Fragen wie Indikation 
        für Blaufilterlinsen und Existenz eines Risikokollektivs geklärt werden. 
       
      Erschienen in: Klin Monatsbl Augenheilkd 2008; 225: Suppl 1, S1–S24   | 
  
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