Intraokularlinsen und Uveitis

B. Nölle
Klinik für Ophthalmologie, Universität Kiel


Uveitispatienten entwickeln oft eine Cataracta complicata. Die Indikation zu einer Kataraktextraktion unterscheidet sich bei diesen Patienten von Normalsituationen. Während früher eine Implantation einer Intraokularlinse (IOL) eine klassische Kontraindikation bei einer Uveitisanamnese war, wandelt sich diese Einstellung zunehmend. Jedoch nach welchen Kriterien sollte entschieden werden, wann eine Linsenentfernung bei einem Uveitispatienten durchgeführt wird? Wann kann eine IOL implantiert werden, wann sollte darauf besser verzichtet werden? Studien, die diese Fragen untersuchen sind selten und kommen bisher zu keinem einheitlichen Schluß. Die häufigsten Berichte beziehen sich auf die Fuchs'sche Heterochromiezyklitis, wo meistens eine gute IOL-Verträglichkeit gefunden wird. Allerdings liegt bei dieser Erkrankung nur selten eine deutliche Uveitisaktivität vor.

Jeder Uveitispatient muß präoperativ aufgeklärt werden, daß bei einer Unverträglichkeit der implantierten IOL unter Umständen eine IOL-Explantation notwendig wird. Das Ausmaß einer gegen die IOL gerichteten Fremdkörperreaktion, die Entwicklung hinterer Synechien sowie die Induktion von Uveitisrezidiven sind vorab nicht prognostizierbar. Auffällig schlechte IOL-Verträglichkeiten zeigen Patienten mit einer peripheren multifokalen Chorioretinitis, einer rezidivierenden Iridozyklitis bei juveniler chronischer Arthritis bzw. Patienten mit einem Reiter- Syndrom.

Folgende Richtlinien erscheinen sinnvoll: (a.) in jedem Fall sollte präoperativ der Visus unter 0,4 abgefallen sein; (b.) ein entzündungsfreies Intervall sollte länger als 3 Monate bestehen bzw. mit antiinflammatorischer und ggf. immunsuppressiver Vorbehandlung erreicht sein; (c.) Uveitisschwerpunkte im Iris/Ziliarkörperbereich und chronische, schwer therapierbare Verläufe sprechen gegen eine IOL-Implantation; (d.) perioperativ sollte eine ausreichende Antiinflammation gewährleistet sein; (e.) es sollte eine möglichst atraumatische Operationstechnik angewendet und eine Kapselsackfixation der IOL angestrebt werden; (f.) sorgfältige und engmaschige postoperative Kontrollen sind selbstverständlich; (g.) die postoperative Therapie umfaßt lokale und systemische antiinflammatorische Medikamente, ggf. können zusätzlich systemische Immunsuppressiva, rtPA und der Nd-YAG- Laser eingesetzt werden.

Unklar ist bislang, (1.) ob materialbedingte Unterschiede in der IOL-Verträglichkeit vorliegen (PMMA, Hydrogel, Silikon); (2.) ob durch eine Analyse von Uveitissubtypen Risikofaktoren für eine IOL-Unverträglichkeit auszumachen sind.