YAG-Kapsulotomie bei Multifokallinsen - Einfluß auf funktionelle Ergebnisse?

A. Liekfeld1, T. Walkow1, D. T. Pham2, N. Anders1, C. Hartmann1
1 Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Charité und Virchow- Klinikum der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
2 Krankenhaus Neukölln, Berlin


Problemstellung: Da es sich bei Patienten mit Multifokallinsen häufig um jüngere Patienten als bei denen mit Monofokallinsen handelt, ist von einer mindestens ebenso hohen, evtl. höheren Nachstarrate auszugehen. Patienten mit Multifokallinsen weisen im Vergleich zu Patienten mit Monofokallinsen durchschnittlich niedrigere Werte bezüglich Kontrast- und Blendungssehschärfe sowie Kontrastempfindlichkeit auf. Es stellt sich die Frage, ob eine durchgeführte YAG-Kapsulotomie diese funktionellen Ergebnisse zusätzlich reduziert und gleichzeitig die subjektive Blendempfindlichkeit sowie Halo-Phänomene verstärkt (im Vergleich zu Patienten mit Multifokallinsen bei klarer Hinterkapsel). Bisherige Untersuchungen haben lediglich die funktionellen Ergebnisse direkt vor (also bei getrübter Hinterkapsel) und nach YAG-Kapsulotomie verglichen.

Methodik: Daher haben wir Visus, Kontrastempfindlichkeit (Pelli Robson-Tafeln), Kontrast- und Blendungssehschärfe (Humphrey-Autorefraktometer 570) bei 18 Patienten mit diffraktiver Bifokallinse nach YAG-Kapsulotomie erhoben und mit den frühpostoperativen Ergebnissen (1-3 Monate postop.) verglichen. Außerdem wurden die Patienten nach vermehrter Blendung und Halos gefragt. Die YAG-Kapsulotomie wurde bei den Patienten 1,5-9 Jahre postoperativ durchgeführt.

Ergebnisse: Der korrigierte Fernvisus konnte damit von 0,32 (B0,37) auf 0,93 (B0,28) angehoben werden. Der durchschnittlich 1-3 Monate postoperativ erhobene Visus lag bei 0,97 (B0,25) und unterschied sich damit nicht signifikant. Ebenso zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich Kontrastempfindlichkeit (1,44 (B0,17) nach YAG- Kapsulotomie gegenüber 1,46 (B0,18) 1-3 Monate postoperativ), Kontrastsehschärfe (68,3 (B15,3)% nach YAG-Kapsulotomie gegenüber 70,1 (B14,2)% 1-3 Monate postoperativ) und Blendungssehschärfe (38,5 (B13,8)% nach YAG-Kapsulotomie gegenüber 39,5 (B14,1)% 1-3 Monate postoperativ). Blendung und Halos wurden von den Patienten ebenfalls nicht signifikant häufiger angegeben.

Schlußfolgerung: Eine postoperativ notwendige YAG-Kapsulotomie bei Patienten mit diffraktiver Multifokallinse hat keinen klinisch signifikanten Einfluß auf die postoperativen funktionellen Ergebnisse. Eine eventuell später postoperativ notwendige YAG-Kapsulotomie stellt somit keine Kontraindikation zur Implantation einer Multifokallinse dar.