Klinische Erfahrungen bei der intraokularen Applikation von Pikosekunden-Laserpulsen

G. Geerling [1], J. Roider [1], U. Schmidt-Erfuhrt [1], H. Laqua1 A. Vogel [2]

1 Augenklinlik der Medizinischen Universität zu Lübeck, Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck
2 Medizinisches Laserzentrum Lübeck, Peter-Monnik-Weg 4, 23562 Lübeck


Zielsetzung:

Pikosekunden-Laserpulse (PS) stellen eine neue Möglichkeit der intraokularen Chirurgie dar. Sie erlaubeb es - verglichen mit den konventionellen Nanosekunden-Pulsen (NS) des Nd-YAG-Lasers - mit deutlich geringerer Pulsenergie zu operieren. PS-Pulse müssen in der Regel in Serien entweder mittels manueller Strahlführung oder computergesteuerter Muster appliziert werden. Wir berichten über unsere klinischen Erfahrungen bei der Behandlung verschiedener Indikationen der Photodisruption.

Methode:

Das von uns verwendete Lasersystem (ISL 2001) emittiert Pulse von 40 ps Dauer, einer Wellenlänge von 1053 nm, einer Energie von 20 bis 400 µJ und einer Repetitionsrate von 10 bis 1000 Hz. Iridektomien (n=14) wurden mit einem 0,5 bis 1 mm durchmessenden Spiralmuster von 250 µJ-Pulsen bei einer Repetitionsrate von 1000 Hz erzeugt. Vordere und hintere Kapsulotomien (n=5) wurden durch ein Linienmuster in Sechseckform (250µJ/Puls, 1000 Hz) erzielt. Weitere Indikationen waren:
Synechiolyse (n=2, manuelle Strahlführung, 100-300µJ/Puls, 120 Hz), Iridotomie (n=1; 250 µJ/Puls,1000 Hz), Versuch der Durchtrennung vitreoretinaler Traktion (n=1, 400 pJ/Puls, 1000 Hz) und peripherer Retinotomie (n=1, 400 µJ/Puls, 1000 Hz). Stets wurde ein dem speziellen Applikationsort entsprechendes Kontaktglas verwendet.

Ergebnisse:

Durchgängige, sehr gut umschriebene Iridektomien wurden bei einem mittleren Durchmesser von 650 µm mit einer mittleren Gesamtenergie von 2800 mJ erzielt In 65% aller Fälle kam es zu einer spontan sistierenden Blutung. Eine Kapsulotomie bei massiver Kapselfibrose erforderte 368 mJ/mm Schnittlänge. Aufgrund der Verwendung von Pulsserien bestand bei der Kapsulotomie ein erhöhtes Risiko ausgedehnte Linsenschäden zu erzeugen. Die Synechiolyse erforderte 151 mJ/mm und die Iridotomie 1539 mJ/mm. Die Versuche einer peripheren Retinotomie bzw. die Durchtrennung eines vitreoretinalen Stranges waren - vermutlich in Folge der Fokusvergrößerung durch die optische Aberration des Auges und des Kontaktglases - nicht erfolgreich.

Schlußfolgerung:

Bei der Verwendung von Pikosekundenlaserpulsen liegt die Gesamtenergie meist deutlich höher als bei einem NS-Laser. Die entstehenden Einzeleffekte sind aber deutlich weniger disruptiv. Der Gebrauch vorprogrammierter Muster erleichtert die Durchführung einer basalen Iridektomie und die Diszision massiv fibrotischer Linsenkapseln. Unseres Erachtens eignet sich der PS-Laser hervorragend für die Durchführung von Iridektomien. Für hintere Kapsulotomien ist jedoch der NS-Laser zu bevorzugen. Unterstützt durch die DFG Bi-321/2-2.


-----------------------------