Heparinoberflächenmodifizierte IOL - Einfluß auf die Kapselfibroseinzidenz?

M. Löw, U. Mester

Augenklinik der Bundesknappschaft, An der Klinik 10, 66280 Sulzbach/Saar


Hintergrund:

Der protektive Einfluß von heparinoberflächenmodifizierten Intraokularlinsen (HSM) auf die Blutkammer- wasserschranke (BKS) in der postoperativen Phase nach Kataraktoperation ist bekannt und insbesondere bei Problemaugen von Vorteil. Einige Autoren fanden in ihrem Patientengut Hinweise auf eine gehäufte Kapselfibrose bei oberflächenmodifizierten Linsen. Wir untersuchten in einer prospektiven randomisierten und intraindividuell vergleichenden Studie die Entwicklung von Kapselfibrosen nach HSM- bzw. PMMA- IOL -Implantation .

Methodik:

100 Patienten wurden in der Zeit von Januar 1993 bis Februar 1995 beidseits kataraktoperiert. Ein Auge wurde mit einer unbehandelten PMMA-Hinterkammerlinse (Pharmacia 811B), das Partnerauge mit einer HSM-Linse gleichen Designs (Phannacia 811C) versorgt. Beide Augen wurden vom gleichen Operateur mittels Phakoemulsifikation operiert. Alle Patienten hatten mindestens einen der folgenden Risikofaktoren: Diabetes mellitus mit oder ohne Retinopathie, Glaukom, Pseudoexfoliation der Linse oder Uveitis. Von den 100 operierten Patienten konnten 97 (194 Augen) ausgewertet werden. Die postoperative Nachbeobachtungszeit betrug mindestens 9 Monate, im Mittel 17,2 Monate. Die Ausprägung der post- operativen Kapselfibrose (KF) wurde wie folgt eingeteilt: Grad 0 = keine KF, Grad 1 = geringe KF, keine Visusreduktion, Grad 2 = deutliche KF, geringe Visusreduktion, Grad 3 = ausgeprägte KF, deutliche Visusreduktion.

Ergebnisse:

15 Augen der PMMA-Gruppe und 21 Augen der HSM-Gruppe hatten eine Kapselfibrose Grad 1. Eine Kapselfibrose Grad 2 lag bei 3 Augen der PMMA- und bei 6 Augen der HSM-Gruppe vor. Eine ausgeprägte Kapselfibrose Grad 3 konnte bei 4 Augen der PMMA- und bei 2 Augen der HSM-Gruppe festgeslellt werden. Kapsulotomiert wurden bisher 3 Augen der PMMA- und 2 Augen der HSM-Gruppe. Ein statistisch signifikanter Unterschied (p=0.05) in der Ausprägung der Kapselfibrose läßt sich nicht nachweisen.

Schlußfolgerung:

Unsere Untersuchung zeigt, daß nach Implantation einer heparinoberflächenmodifizierten Hinterkammerlinse die Kapselfibroseinzidenz nicht signifikant erhöht ist. Wir halten es daher für empfehlenswert, die Vorteile der erhöhten Biokompatibilität heparinmodifizierter Linsen vor allem in Augen mit einer beeinträchtigten Blutkammerwasserschranke weiterhin zu nutzen.


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