Erhöhte Nachstarrate nach Kataraktoperation bei Retinitis pigmentosa?

G. U. Auffarth, M. R. Tetz, H. Krastel, H. E. Völcker
Universitäts-Augenklinik Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 400, D-69120 Heidelberg


Hintergrund:

Patienten mit Retinitis pigmentosa (RP) entwickeln schon in jungen Jahren eine Cataracta complicata, die sich charakteristischerweise als eine zentrale, hintere subkapsuläre Trübungsform ausbildet. Nach erfolgter Kataraktoperation stellt die Ausbildung einer Cataracta secundaria und die dann notwendige Nd:YAG Laser Kapsulotomie für den RP Patienten eine ernstzunehmende Komplikation dar, da ein zystoides Makulaödem den zentralen Gesichtsfeldrest gefährdet.

Patienten und Methoden:

Zur Auswertung der Nachstarinzidenz wurden 41 Augen von 26 RP Patienten herangezogen, die eine postoperative Nachbeobachtungszeit von mindestens 3 Monaten aufwiesen.

Ergebnisse:

Von den Patienten entwickelten im ersten postoperativen Jahr 14,6% eine Cataracta secundaria. Die kumulative Nachstarrate stieg im zweiten Jahr auf 26,8%, im dritten auf 53,7% und erreichte mit den Patienten, die einen Nachbeobachtungszeitraum > 36 Monate hatten, schließlich 70,7%. Bei 70% der Augen mit Nachstar mußte eine Nd:YAG-Laser Kapsulotomie durchgeführt werden (nach 18,4 ± 14,7 Monaten). Die Nachbeobachtungszeit der Patienten bei denen es zur Nachstarbildung kam (29,9 ± 17,6 Monate), war deutlich länger als die der Patienten, die keine Cataracta secundaria aufwiesen (16,2 ± 13,7 Monate) (p=0,02; ANOVA). Die Nachstargruppe war im Durchschnitt 10 Jahre jünger als die Gruppe ohne Cataracta secundaria (44,9 ± 14,9 Jahre versus 54,5 ± 13,5 Jahre, p=0,06; ANOVA). 70% der Augen der Nachstargruppe zeigten als Kataraktform die typische subkapsuläre posteriore Katarakt, während diese in der Gruppe ohne Nachstarbildung nur in 41,7% vorlag.

Schlußfolgerung:

Patienten mit Retinitis pigmentosa weisen eine überdurchschnittlich hohe Nachstarrate auf. Ob das junge Patientenalter oder andere RP-spezifische Pathomechanismen eine Rolle spielen, wird gegenwärtig untersucht.

Gefördert durch die DFG (Kr 584-2/2) im Rahmen des DFG Schwerpunktes „Erbliche Netzhautdegenerationen"


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