Kataraktextraktion bei Augen mit Rubeosis iridis

M. Küchle, A. Händel, G.O.H. Naumann
Augenklinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen


Problemstellung:

Während noch vor einigen Jahren manifeste Neovaskularisationen der Iris als strikte Kontraindikation für intraokulare operative Eingriffe angesehen wurden, ermöglicht die moderne Mikrochirurgie jetzt auch die Behandlung dieser Augen. In der vorliegenden Studie analysierten wir den intraoperativen und frühen postoperativen Verlauf von Patienten, bei denen wir trotz manifester Rubeosis iridis eine Kataraktextraktion durchgeführt haben,.

Patienten:

Eingeschlossen waren unselektiert alle Patienten mit Rubeosis iridis, bei denen zwischen 1989 und 1995 an unserer Klinik eine extrakapsuläre Kataraktextraktion (mit oder ohne Phakoemulsifikation) durchgeführt wurde. Ausschlußkriterien waren simultane glaskörperchirurgische Eingriffe. Die Patientendaten waren mit den „Erlanger Augenblättern" und unserem computerunterstützten automatisierten Operationsberichtssystem „OPERA" prospektiv erfaßt und statistisch ausgewertet.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 36 Augen von 33 Patienten (15 Männer, 18 Frauen, Durchschnittsalter 63,8 ± 11,7 Jahre) von 9 Operateuren operiert. Bei allen Augen bestand eine proliferative diabetische Retinopathie mit biomikroskopisch eindeutiger Rubeosis iridis. 7 Augen waren zu einem früheren Zeitpunkt via Pars plana vitrektomiert worden. Bei 19 Augen wurde eine Phakoemulsifikation durchgeführt, bei 33 Augen eine Hinterkammerlinse (7 mm PMMA-Optik) implantiert. Intraoperative Komplikationen traten bei 13 Patienten auf: 10mal sich spontan resorbierende Vorderkammerblutungen (8mal geringgradig, einmal mäßiggradig, einmal ausgeprägt), bei 3 Augen Defekte der hinteren Linsenkapsel, einmal mit Glaskörperverlust. Postoperativ wurden keine zusätzlichen Nachblutungen , jedoch bei 3 Augen eine Fibrinbildung beobachtet. Der präoperative Visus (durchschnittlich 0,08 ± 0,12, (Lichtschein - 0,5) stieg postoperativ auf 0,21 ± 0,24 (Lichtschein - 0,8) an, nur bei einem Auge trat aufgrund diabetischer Makulopathie eine Visusverschlechterung um eine Zeile ein.

Schlußfolgerungen:

Die moderne Mikrochirurgie ermöglicht die Kataraktextraktion auch bei Rubeosis iridis mit kalkulierbarem Risiko. Bei der Mehrzahl der Patienten sind Visusverbesserungen möglich, die in ihrem Ausmaß jedoch häufig durch die gleichzeitig bestehenden Fundusveränderungen limitiert sind. Zudem erleichtert der postoperativ verbesserte Funduseinblick Diagnostik und Therapie retinaler Komplikationen.


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