Heparinzusatz in der Infusionslösung bei Katarakt Operationen: Antiinflammatorischer Effekt und Risiko von Vorderkammerblutungen

C. Niederstadt, T. G. Böme, H. Bleckmann
Schloßpark-Klinik, Augenabteilung, Heubnerweg 2, D-14059 Berlin


Problemstellung

Der Zusatz von Heparin in der Infusionslösung bei der Kataraktextraktion mit Hinterkammerlinsenimplantation soll bei Kaninchen (1,2,3) und beim Menschen (4) einen antiinflammatorischen Effekt induzieren. In der vorliegenden Studie untersuchten wir retrospektiv die prophylaktische antiinflammatorische Wirkung eines Heparinzusatzes in der Infusionslösung anhand von 150 Kataraktpatienten, von denen 74 mit und 76 ohne Heparin (Kontrollgruppe) operiert wurden.

Methode:

Folgende Befunde wurden ausgewertet: Anzahl der Fibrinreaktionen und Hyphämata am 1. postoperativen Tag. Daneben fanden Operationstechnik, Phakozeit und Komplikationen Berücksichtigung.

Ergebnisse:

Sowohl die Operationstechnik (Heparingruppe: 1 ECCE, 3 Operationen mit Pupilloplastik, mittlere Phako-Zeit 0,9 Minuten; Kontrollgruppe : 3 ECCE, 4 Operationen mit Pupilloplastik, mittlere Phako-Zeit 1,1 Minuten) als auch das allgemeine Risiko zur Blutungsneigung (gleicher Anteil an Diabetikern) waren in beiden Gruppen vergleichbar. In der Heparingruppe trat bei 10 Patienten (14,6%), in der Kontrollgruppe bei keinem Patienten ein Hyphäma auf. Bei einem der Patienten mit Hyphäma aus der Heparingruppe wurde die Standard-Phakoemulsifikation um eine Pupilloplastik erweitert. Die restlichen Hyphämata traten bei Patienten ohne besonderes Blutungsrisiko auf. Eine Fibrinreaktion trat bei 2 Patienten der Heparingruppe ohne komplikative OP und ohne erhöhtes Blutungsrisiko auf. In der Kontrollgruppe fand sich keine Fibrinreaktion.

Schlußfolgerung:
Ein antiinflammatorischer Schutz durch Heparinzusatz in der Spüllösung bei der Katarakt-Operation kann aus unserer Untersuchung nicht abgeleitet werden. Vielmehr zeigt sich ein vermehrtes Auftreten von Hyphämata. Ein Heparinzusatz in der Infusionslösung erscheint uns daher nicht empfehlenswert.

[1] Zaturinsky et al., Ophthalmic Surg. 1990; 21/6:431-434 [2] Ch. Skorpik, 1. Kong. DGII Gießen 1987; [3] David J. Apple et al., Survey of Ophthalmol. 1992; 37/2: 73-116 [4] T. Kohnen et al., Ophthalmologe 1995; 92: 297-302


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