Kataraktoperation: Risiko für eine Augapfelruptur im Alter?

W. F. Schrader
Universitäts-Augenklinik, Josef-Schneider-Str. 11, D-97080 Würzburg


Problemstellung:

Bulbuseröffnende Augenverletzungen betreffen in erster Linie junge, männliche Patienten im 2. bis 4. Lebensjahrzehnt. Wir haben in den letzten fünf Jahren allerdings eine Verdoppelung der bulbuseröffnenden Augenverletzungen in der Altersstufe (65 Jahre feststellen müssen. Die Patienten waren oft bereits an den Augen operiert. Um die Frage zu beantworten, ob eine vorangegangene Kataraktoperation ein erhöhtes Risiko für eine spätere Augenverletzung darstellt oder ob sie das funktionelle Ergebnis einer späteren Verletzung ungünstig beeinflußt, haben wir alle an der Universitätsaugenklinik Freiburg seit 1981 behandelten Fälle retrospektiv analysiert.

Patienten:

91 der 839 Patienten, die zwischen 1981 und 1993 der Universitätsaugenklinik Freiburg zur primären Versorgung von perforierenden Verletzungen zugewiesen worden waren, waren 65 Jahre und älter. Ursachen und Ausgang der Verletzungen werden retrospektiv untersucht.

Ergebnisse:

Sowohl die absolute Zahl der Verletzungen verdoppelte sich gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1981-85 und 1986-89 von 8% auf 15% in den Jahren 1990-93. 55/91 (58%) der verletzten Augen erblindeten oder mußten enukleiert werden (im Vergleich zu 19% bei < 65jährigen). Damit ist die Prognose der Verletzung in dieser Altersgruppe am schlechtesten. Schwerste Berstungsverletzungen, meist durch Stürze, waren in 54/91 Fällen (59%) die Ursache (Zunahme von 32% 1981 auf 71% 1993). Der Anteil zuvor kataraktoperierter Patienten stieg im Untersuchungszeitraum von 36 auf 54% und übertrifft damit die Prävalenz Kataraktoperierter in dieser Altersgruppe bei weitem. Typischerweise traten durch die Berstung im ehemaligen Wundgebiet Iris, Glaskörper und oft Netzhaut aus. Trotz veränderter Operationstechnik (Übergang vom cornealen auf den corneoskleralen Schnitt) nahm unter den zuvor kataraktoperierten Augen der Anteil der Erblindungen zwischen 1981 und 1993 von 41 auf 64% (nicht signifikant) zu.

Schlußfolgerung:

Wir müssen eine Zunahme schwerer Augapfelberstungen im Alter verzeichnen. Eine vorangegangene Kataraktoperation scheint ein erhöhtes Risiko zu sein und einen ungünstigen Ausgang zu fördern. Die Vermutung, daß sich durch kleinere Schnitte oder selbstschließende Wundtechniken bei der Kataraktoperation diese Gefahr verringern läßt, läßt sich mit den vorhandenen Daten noch nicht bestätigen


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