Intraokularer Druck in Intubationsnarkose bei Patienten mit und ohne chronischem Glaukom

P. C. Hoffmann1, W. W. Hütz1, E. Köhalmi2
1 Augenklinik
2 Zentrum für Anästhesiologie
Kreiskrankenhaus Bad Hersfeld, Seilerweg 29, 36251 Bad Hersfeld


Problemstellung: Die Kontrolle des intraokularen Drucks ist für die Mikrochirugie des Auges von großer Bedeutung. Eine ganze Reihe von klinischen Studien haben den Einfluß von Narkotika und Muskelrelaxantien auf den intraokularen Druck untersucht. Alle Untersuchungen bezogen sich allerdings auf gesunde Augen. Wir wollten herausfinden, ob es bei einer Intubationsnarkose einen Unterschied im Druckverlauf zwischen Augen mit und ohne chronischem Offenwinkelglaukom gibt.

Methodik: In einer prospektiven Studie untersuchten wir den Verlauf des intraokularen Druckes im Verlauf einer Intubationsnarkose. Die erste Gruppe bestand aus 20 Patienten mit einem gesicherten chronischen Offenwinkelglaukom, die Kontrollgruppe aus 20 Patienten ohne Glaukom. Die Messungen erfolgten am jeweils nicht operierten Auge während einer routinemäßigen Katarakt- oder Glaukom-OP. Die Narkose wurde mit Etomidat (Hypnomidate®) eingeleitet und mittels Lachgas und niedrig dosiertem Enfluran (Ethranet®) aufrechterhalten. Als Muskelrelaxans kam ausschließlich das nicht-depolarisierende Relaxans Vecuronium (Norcuron®) zum Einsatz. Zusätzlich wurde niedrig dosiert Fentanyl (Fentanyl Janssen®) gegeben. Die Druckmessungen erfolgten vor, während und nach der Einleitung sowie im Toleranzstadium, kurz vor und nach der Extubation und nach Rückkehr des Patienten auf die Station. Dabei benutzten wir ein handgehaltenes Applanationstonometer nach Perkins (Fa. Clement- Clarke, London).

Ergebnisse: In der Glaukomgruppe fiel der IOD von 20,3B4,1 mmHg vor der Einleitung auf Werte von 13,2B3,8 mmHg (65% des Ausgangswertes) nach Induktion der Narkose und 12,6B4,2 mmHg (62%) im Toleranzstadium ab. In der Kontrollgruppe ergaben sich respektive Werte von 16,3B3,5; 9,7B3,0 (62%) und 9,6B3,0 (59%). Bedingt durch Streß bei In- und Extubation ergaben sich Druckschwankungen. Unmittelbar nach der Intubation maßen wir 17,8B7,6 mmHg (87%) in der Glaukom- bzw. 13,0B5,9 mmHg (82%) in der Kontrollgruppe. Direkt vor der Extubation fanden wir 21,3B4,5 mmHg (107%) in der Glaukom- und 17,8B6,8 mmHg (106%) in der Kontrollgruppe. Nach Rückkehr auf die Station konnten 19,8B4,1 mmHg (94%) bzw. 15,4B3,5 (93%) gemessen werden. Betrachtet man die relative Änderung des intraokularen Druckes, gemessen in Prozent des Ausgangswertes, zeigen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Schlußfolgerung: Eine Allgemeinnarkose bewirkt eine meist vorteilhafte Senkung des intraokularen Drucks. Dies gilt zumindest dann, wenn keine depolarisierenden Relaxantien wie Succinylcholin benutzt werden, die Intubation nicht zu früh erfolgt und die Narkose tief genug ist. Es bestehen keine statistisch signifikanten Unterschiede in der relativen Drucksenkung der benutzten Narkotika bei normalen Augen und solchen mit chronischem Offenwinkelglaukom.