Zur "Clear lens extraction" - Ergebnisse der Kataraktchirurgie bei hoher Myopie

S. Kaskel, H. Höh
Augenklinik im Klinikum Neubrandenburg, Pfaffenstraße 24, 17033 Neubrandenburg


Problemstellung: Die sogenannte Clear lens extraction bei hoher Myopie wird als Alternative zur refraktiven Hornhautchirurgie zunehmend diskutiert.

Patienten und Methode: In einer retrospektiven Studie wurden die Unterlagen aller Patienten ausgewertet, die vom 1. 5. 93 bis 15. 4. 97 eine extrakapsuläre Katarakt-Operation (ECCE) oder Phakoemulsifikation (Phako) bei hoher Myopie (implantierte Hinterkammerlinse von c10,0 Dioptrien oder darunter) erhielten. Ein Patient wurde wegen eines vorangegangenen glaskörperchirurgischen Eingriffs ausgeschlossen. 52 Augen von 32 Patienten zwischen 47 und 84 Jahren (Median: 66 Jahre) wurden aufgenommen, davon waren 23 Phakos, 29 ECCEs. 14 Augen hatten vorher eine Kryoretinopexie zur Ablatioprophylaxe erhalten, je zwei erhielten eine kombinierte Operation (Phako und Goniotrepanation) beziehungsweise eine Triple procedure. Bei 33 Augen (70,2%) bestand eine myope Makuladegeneration, bei 8 Augen ein primär chronisches Offenwinkelglaukom (PCOWG). Die Bulbuslängen lagen zwischen 28,3 und 35,0 mm. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit liegt bei drei Jahren.

Ergebnisse: Bei 9 Augen (17,3%) lag die postoperative Sehschärfe bei 0,5 und besser, bei 15 Augen (28,8%) zwischen 0,2 und 0,4, bei 28 Augen (53,8%) bei 0,1 und schlechter. Bei 33 Augen (70,2%) wurde die geplante postoperative Refraktion (sphärisches Äquivalent) B1 dpt erreicht. Schwerwiegende Komplikationen traten in drei Fällen auf. Ein Auge, bei dem eine Phako durchgeführt worden war, erlitt eine Endophthalmitis, so daß eine Vitrektomie und mehrere Nachoperationen durchgeführt werden mußten. Bei einem Auge trat nach ECCE eine expulsive Blutung auf, die zu mehreren Reoperationen führte. Bei einem Auge (1,9%) trat einige Monate nach der ECCE eine Ablatio retinae auf, die mit einer Cerclage versorgt wurde. Eine Nd:YAG-Laser-Kapsulotomie war bei 10 Augen (19,2%) erforderlich.

Schlußfolgerung: Bei der Cataract-Operation bei hoher Myopie waren in unserem Patientengut die refraktiven Ergebnisse zufriedenstellend. Die postoperative Refraktion war gut vorhersagbar. In einzelnen Fällen traten schwerwiegende Komplikationen auf. Bis auf die aufgetretene Endophthalmitis waren sie aber auf die ECCE-Technik beschränkt. Nach Phako fand sich im Beobachtungszeitraum keine Ablatio retinae. Unsere Operationsergebnisse bei Cataractaugen lassen sich nur bedingt auf die Clear lens extraction übertragen. Hier wäre vor allem ein wesentlich jüngeres Patientengut zu erwarten, bei dem durchgängig die Phakotechnik angewandt werden kann, so daß mit einer geringen Komplikationsrate zu rechnen wäre. Über das langfristige Ablatiorisiko kann aufgrund unserer Nachbeobachtungszeit noch keine Aussage getroffen werden.