IOL-Bestimmung anhand der Aphakierefraktion vor Sekundärimplantation

W. Happe1, S. Faul2, W. Haigis3, B. Wiechens2, S. Behrendt3
1 Univ.-Augenklinik Kiel, Klinik für Orth- und Pleoptik 2 Univ.-Augenklinik Kiel, Klinik für Ophthalmologie 3 Univ.-Augenklinik Würzburg


Problemstellung: In bestimmten Fällen kann es wünschenswert sein, die Stärke einer zu implantierenden IOL ohne Ultraschall- Längenbestimmung zu berechnen. Mit einer unter anderem von Haigis angegebenen Formel ist dies möglich, wenn die Refraktion des aphaken Auges bekannt ist. Zur Validierung dieser Methode führten wir anhand der Krankenblätter von Patienten nach Sekundärimplantation einer IOL entsprechende Vergleichsberechnungen durch.

Methodik: Die Berechnungen erfolgten für 37 Patienten mit einem Visus über 0,3, bei denen bereits eine Sekundärimplantation durchgeführt worden war. Neben der neuen Berechnungsweise anhand der Aphakierefraktion (AR) wurden die SRK-II- und die Holladay-Formel zum Vergleich eingesetzt. Da die IOL-Stärke durch die bereits erfolgte Implantation festgelegt war, berechneten wir die zugehörigen Zielrefraktionen der verschiedenen Berechnungsmodi.

Ergebnisse: Als Mittelwert der Differenzen zwischen tatsächlicher postoperativer Refraktion und spezifischer Zielrefraktion (mean refractive prediction error) ergab sich für AR P0,44B1,79 dpt, für SRK II P0,68B1,11 dpt und für Holladay P0,37B1,25 dpt. Auffällig war eine größere Standardabweichung bei AR für hyperope Augen. Für die Augen mit einer Länge unter 24 mm betrug die Standardabweichung B2,13 dpt, für die Augen mit einer Bulbuslänge über 24 mm dagegen nur B1,01 dpt. Der Unterschied der Varianzen war statistisch signifikant (p<0,05 F-Test). Für die anderen Berechnungsarten ergab sich nur ein geringer, nicht signifikanter Unterschied.

Schlußfolgerung: Die IOL-Bestimmung anhand der Aphakierefraktion ist im Prinzip in korrekter Weise möglich. Allerdings streuen die Werte insbesondere für hyperope Augen stärker als bei der Anwendung Ultraschall-biometrischer Bestimmungsverfahren. In bestimmten Sonderfällen, nämlich myopen Augen mit unsicherer oder nicht durchführbarer Augenlängenmessung, stellt das Verfahren eine interessante Alternative dar.