Fehlbestimmung von Hornhautbrechkraft und Kunstlinsenstärke bei Kataraktoperation nach PRK

B. Seitz, A. Langenbucher, N. X. Nguyen, M. M. Kus, M. Küchle
Augenklinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg, D- 91054 Erlangen


Problemstellung: Nach radialer Keratotomie und photorefraktiver Keratektomie (PRK) wurde vereinzelt über die Notwendigkeit eines Kunstlinsenaustausches wegen Hyperopie und Anisometropie nach Kataraktoperation und Hinterkammerlinsenimplantation berichtet. Ziel dieser Studie war es, die gemessenen Hornhautbrechkräfte (Bgem) nach PRK mit den gemäß der Veränderung des sphärischen Äquivalents berechneten (Bber) zu vergleichen und den Einfluß dieser Diskrepanz auf die Fehlbestimmung der Kunstlinsenstärke (KLS) in einem Modell systematisch zu analysieren.

Methodik: In diese nicht-randomisierte, prospektive, klinische Querschnittstudie wurden 31 Augen von 21 Frauen and 10 Männern im Alter von 32,3B6,6 Jahren einbezogen. Subjektive Refraktion, Keratometrie (Zeiss) und Pachymetrie (Tomey) wurden gemessen vor und 15,8B10,4 Monate nach PRK bei Myopie (np24, P1,5 bis P8,0 Dioptrien (D)) oder myopem Astigmatismus (np7, Sphäre P2,0 bis P7,5 D; Zylinder P1,0 bis P3,0 D). Für Bgem und Bber wurde die KLS nach der HAIGIS-Formel berechnet und die theoretische postoperative Refraktion für Bber unter Vorgabe der emmetropisierenden KLS für Bgem bestimmt.

Ergebnisse: Nach PRK war die mittlere Bgem (40,3B 1,4 D) signifikant größer (maximal 3,3 D) als Bber (38,9B1,9 D) (p<0,0001). Im Mittel wurde die relative Abnahme der Hornhautbrechkraft nach PRK um etwa 30% (maximal 61%) und die resultierende theoretische KLS nach PRK um 2,0 (maximal 4,5) D unterschätzt. Die dadurch induzierte mittlere Ametropie nach Kataraktoperation betrug c1,4 (maximal c3,1) D. Die Fehlbestimmung der KLS korrelierte hochsignifikant mit der Veränderung des sphärischen Äquivalents nach PRK (pp0,001) und der intendierten zentralen Ablationstiefe (pp0,004).

Schlußfolgerung: Nach Korrektur mittel- und höhergradiger Myopien mittels PRK weist die Standard-Keratometrie zu steile Brechkraftwerte aus. Um eine Fehlbestimmung der KLS und Hyperopisierung nach Kataraktoperation zu vermeiden, müssen die Brechkraftwerte korrigiert werden. Hierfür bietet sich vorläufig eine empirische quadratische Regressionsgleichung an (BcorpP15,468c1,596·BgemP0,006·Bgem2), die jedoch für Myopien über P8 D erst noch zu verifizieren wäre. Auf Dauer muß jedoch in derartigen Situationen das zugrundeliegende Problem, nämlich die fehlerhafte Umrechnung von Hornhautradien in Brechkräfte, gelöst werden.