Alfred Graefe (1830-1899) und der Fortschritt in der Kataraktchirurgie

M. Tost
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg, Halle/Saale


Entwicklungen in der Wissenschaft sind an geniale Ideen oft schnell vergessener Persönlichkeiten gebunden, die für den Fortschritt im eigenen Fach zuweilen nur die Transformationen aus den Grenzgebieten nutzbar machten. Einer solchen Betrachtung ist die Einführung des Listerschen Verfahrens der Antisepsis in die Augenchirurgie zuzurechnen, die wir Alfred Graefe, dem Gründer des halleschen Lehrstuhls für Augenheilkunde verdanken. Graefes Arbeiten zur perioperativen Patientenversorgung waren entscheidend für die Senkung der infektiösen Komplikationen, die namentlich bei den Kataraktoperationen schon damals ein Gradmesser der Qualität waren. Beachtenswert sind neben der Problemstellung der Umfang des Materials (1884 np1419 Operationen!), das methodische Herangehen und die Interpretation der Untersuchungsergebnisse. Ihre Bewertung aus heutiger Sicht gibt Anlaß, in Verehrung an Joseph Lister, Richard v. Volkmann (Leander) und Alfred Graefe zu erinnern.