Adhärenz von Bakterien an PMMA-Intraokularlinsen – eine in-vitro-Studie

U. Fries 1 , V. Schäfer 2 , N. Stenger 1 , Chr. Ohrloff 1 , V. Brade 2

Die akzidentelle Keimkontamination von Intraokularlin-sen kann für das betroffene Auge zu schwerwiegenden Folgen, dem „contaminated lens syndrome" in unter-schiedlichen Ausprägungen, führen. Es soll untersucht werden, ob die vielfach geübte Benetzung von Intraoku-larlinsen mit physiologischer Kochsalzlösung zur Keimre-duktion sinnvoll ist.

Methodik Sterile PMMA-Intraokularlinsen werden un-ter der sterilen Werkbank für jeweils 30 Sekunden, 1 Mi-nute und 5 Minuten in einer definierten Keimlösung (10 7

Keime pro ml 3 ) eingetaucht und anschließend abgespült. Die Spülflüssigkeiten von der 5. bis 10. Spülung werden auf einer Kochblutagarplatte zur Kultur aufgefangen, nach der 10. Spülung erfolgt von jeder Intraokularlinse ein Abklatsch auf der Agarplatte. Untersucht werden die 15 häufigsten human-/okularpathogenen Keime. Die Agarplatten werden 72 Stunden bebrütet, sie werden alle 6 Stunden abgelesen, nach Beendigung der Bebrütungs-zeit erfolgt eine erneute Keimidentifikation, um Verun-reinigungen auszuschließen.

Ergebnisse Bei allen Intraokularlinsen zeigt sich sowohl im Abklatsch als auch im Spülwasser ein deutliches Keim-wachstum. Durch häufigeres Spülen konnte das Keim-wachstum nicht reduziert werden; die jeweiligen Expositi-onszeiten hatten keinen Einfluß auf das Koloniewachs-tum. Alle Keime zeigten eine deutliche Adhärenz auf den Intraokularlinsen.

Schlußfolgerung Das Abspülen von PMMA-Intraoku-larlinsen führt nicht zur Keimfreiheit, selbst nach wieder-holtem ausgiebigem Spülen können alle geprüften Keim-spezies auf den Linsen noch nachgewiesen werden, d. h. die Keime „kleben" auf PMMA. Eine Benetzung von hy-drophoben PMMA-IOLs mit physiologischer Kochsalzlö-sung erscheint überflüssig, zur Kontaminationsvermei-dung sollten diese Linsen zur Implantation in ein außen hydrophiles „Viskoelastikum-Sandwich" gehüllt werden.

1 Univ.-Augenklinik, Theodor-Stern-Kai 7, H 8 b, D-60590 Frankfurt
2 Hygieneinstitut


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