Zur Behandlung luxierter Hinterkammerlinsen und in den Glaskörperraum luxierter Linsenkerne

Wolfgang F. Schrader

Problemstellung Die Behandlung von in den Glas-körperraum luxierten Linsenkernen setzt Erfahrung in der vitreoretinalen Chirurgie voraus, so daß der Patient im allgemeinen vom Kataraktoperateur an den Hinterab-schnittschirurgen überwiesen werden muß. Ähnliches gilt für in den Glaskörperraum luxierte Hinterkammerlinsen. Im Vortrag werden Operationstechniken und Ergebnisse diskutiert.

Patienten Vom Autor wurden an den Universitätsau-genkliniken Freiburg und Würzburg zwischen 1993 und 1996 13 Augen mit bei komplizierter Kataraktoperation luxierten Linsenkernen und 17 Augen mit nach kompli-zierter Kataraktoperation luxierten Hinterkammerlinsen operiert. Die Verläufe wurden retrospektiv ausgewertet.

Ergebnisse Bei den 13 Fällen mit luxierten Linsenker-nen wurde nach ausgiebiger Pars-plana-Vitrektomie eine Endophakoemulsifikation des Linsenkernes vorgenom-men. In 3 Fällen wurde die Operation unmittelbar nach Abbruch der Kataraktoperation durch den Vorderab-schnittschirurgen noch in gleicher Anästhesie durchge-führt, in den übrigen Fällen meist wenige Tage später in einem zweiten Eingriff. Bei 4 der 13 Augen wurde nach Endophakoemulsifikation und Vitrektomie transskleral eine Hinterkammerlinse eingenäht. Bei 17 weiteren Pati-enten wurden im Rahmen einer Pars-plana-Vitrektomie luxierte Hinterkammerlinsen entfernt und in 13 Fällen wurden neue Hinterkammerlinsen über einen Tunnelzu-gang wieder in den Sulcus ciliaris eingenäht. Die Progno-se wurde allerdings oft durch eine Ablatio oder ein Ma-kulaödem verschlechtert, wenn der Kataraktoperateur versucht hatte, nach Kernverlust ohne Glaskörpersanie-rung eine IOL zu implantieren. In einem Fall war bei der Kataraktoperation eine expulsive Blutung aufgetreten, in einem weiteren Fall wurde vom Voroperateur nach HKL-Luxation in den Glaskörper eine Vorderkammerlinse im-plantiert, bevor beide entfernt werden mußten und eine HKL eingenäht wurde. In beiden Gruppen konnte den-noch meist ein Lesevisus erhalten werden. Die Operati-onsverfahren werden in einem Kurzvideo demonstriert.

Schlußfolgerung Sofern die Kataraktoperation bei Kernverlust rechtzeitig abgebrochen und der Patient um-gehend der glaskörperchirurgischen Behandlung zuge-führt wird, ist eine gute Funktion möglich. Auch die lu-xierte Hinterkammerlinse stellt eine Indikation für einen dringlichen vitreoretinalen Eingriff dar. Nach Explantati-on kann mit transskleraler Fixation einer neuen Linse meist wieder ein brauchbares Sehvermögen hergestellt werden.

Universitätsaugenklinik, Josef-Schneider-Str. 11, D-97080 Würzburg


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