Streßreaktion und Prämedikation bei der Lokalanästhesie in der Ophthalmochirurgie

J. Weindler, K. W. Ruprecht

Die Lokalanästhesie ist bevorzugtes Anästhesieverfahren in der Ophthalmochirurgie. Ein Aspekt, der bei der Durchführung von Lokalanästhesien in der Ophthal-mochirurgie bisher weitgehend vernachlässigt wurde, ist der Einsatz und die Optimierung der Prämedikation, ins-besondere auch unter dem Gesichtspunkt der Zunahme ambulanter Operationen. In klinischen Studien wurde das Ausmaß der Streßreaktion und die Effektivität ver-schiedener Prämedikationsformen (3,75 mg Midazolam oral, 0,15 mg Clonidin oral, 0,200 mg Clonidin als Augen-tropfen) untersucht. Folgende Streßparameter wurden perioperativ kontrolliert: Ängstlichkeit, einfache kogniti-ve Funktionen, kardiovaskuläres System, Oxygenierung, endokrines System (Cortisol, ACDH, Adrenalin, Norad-renalin) sowie verschiedene Leukozytensubpopulatio-nen.

Der Patient entwickelt in der präoperativen Phase eine leichte bis mittelgradige Streßreaktion mit Erhöhung der Ängstlichkeit, des Blutdruckes, endokriner Parameter (Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin) sowie von Leuko-zytensubpopulationen. Bereits in der unmittelbar post-operativen Phase sind diese Größen signifikant niedriger. Eine Beeinflussung einfacher kognitiver Funktionen kann nicht nachgewiesen werden. Eine Prämedikation mit 3,75 mg Midazolam oral senkt präoperativ signifikant die Ängstlichkeit, kognitive Funk-tionen, Blutdruck, endokrine Streßparameter sowie ein-zelne Leukozytensubpopulationen. In der postoperativen Phase werden diese Größen durch niedrig dosiertes Mi-dazolam nicht mehr beeinflußt. Orales Clonidin (0,15 mg) bewirkt ebenfalls eine Reduzierung der präoperativen Ängstlichkeit, des Blutdruckes und der endokrinen Streßparameter. Topisches Clonidin (0,200 mg als Au-gentropfen) senkt signifikant die präoperative Ängstlich-keit. Bei topischer Applikation von Clonidin als Augen-tropfen zeigt sich im Gegensatz zur oralen oder i.v.-Gabe keine Peak-Plasma-Konzentration, vielmehr kommt es zu einer raschen Resorption von Clonidin und einem konti-nuierlichen Anstieg der Clonidin-Konzentration bis zu ei-ner Stunde. Bei den vorgestellten Prämedikationsformen traten keine klinisch relevanten bzw. therapiebedürftigen Komplikationen auf. Aufgrund der fehlenden bzw. gerin-gen Beeinflussung der postoperativen Phase scheinen die vorgestellten Prämedikationsformen auch für ambulante Eingriffe geeignet.

Universitäts-Augenklinik und Poliklinik, Universität des Saar-landes, Oscar-Orth-Str. 1, D-66421 Homburg/Saar


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